Graf Ferenc Esterházy de Galántha (1859 - 1909)

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Kurzbiographie

Grab des Graf Ferenc Esterházy de Galántha (1859 - 1909) in Ganna

Graf Ferenc (Franz) Esterházy de Galántha wurde am 19 Juni 1859 in Trouville-sur-Mer geboren. Er war Herr auf Totis und diente bei den 7er Husaren. Er war mit Prinzessin Berta Lobkowitz verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Franz, Thomas und József. Eine Tochter starb im Jahr der Geburt. Er starb am 2. April 1909 in Wien.

Am 12. September 1896 kam es zum "Zwei-Kaiser Treffen" in Totis, zu dessen Anlass der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph von Österreich an vier Tagen verschiedene militärische Manöver abhielten.

Aus den Aufzeichnungen des Oberhofmarschalls Graf Philip Eulenburg ist folgende Anekdote überliefert:

Nachmittags hatte ich wieder einen längeren Vortrag bei Kaiser Wilhelm - nebst Unterhaltung über die Tageseindrücke. Abends fand das übliche große Souper in dem Zelt am See statt, doch nicht ganz ohne Konvulsionen. Ich saß links vom Kaiser Franz Joseph, Kaiser Wilhelm rechts von ihm und zu meiner Linken Graf Esterházy. Dieser hatte sich, verlockt von dem köstlichen Mondschein über dem See, eine musikalische Überraschung ausgedacht. Vier seiner Jäger (in der ungarischen Nationaltracht als grüne Husaren mit gelben Stiefeln und kühner Mütze mit Adlerfeder geschmückt) bliesen auf Waldhörnern Lieder-Quartette, während sie in einer mit Lampions geschmückten Gondel auf dem See hin- und hergerudert wurden. Das klang sehr reizend, besonders wenn sie sich, wie anfangs, in der Ferne hielten. Bei den Wendungen des Bootes schwollen oder schwanden die Töne und schwebten sehr lieblich über dem See.

Selbstverständlich lauschte die große militärische Manövergesellschaft nicht einen Augenblick auf diese Musik, sondern schwatzte unentwegt. Ich glaube, der gute Esterházy war erfreut, daß ich ihm öfters über den Zauber dieser Waldhörner auf dem Wasser sprach. Jetzt flüsterte ein Offizier dem Kaiser Franz Joseph ins Ohr, daß die »Befehlsempfänger der Korps angelangt seien.« Der Kaiser nickte, und es traten, mit den Notizbüchern in der Hand, die vier Hauptleute (oder Majors) nebeneinander mit militärischem Gruß in das Zelt. »Meine Herren, ich bitte um Ruhe«, sagte der alte Kaiser. Alles verstummte, der Generalstabschef Baron Beck erhob sich, breitete die Karte auf dem Tisch aus, und begann.

Aber was war in die Quartett-Bläser gefahren? Sie kamen langsam – immer blasend – näher. »Ge–stern – noch auf – ho–hen Ro-o-ssen« – bliesen sie langsam und laut, »heu–te durch – die Brust – ge–scho–o–ssen« – (noch langsamer und noch lauter). Baron Beck verstärkte nun auch seine Stimme, aber es half nichts. Die Jäger bliesen. Der arme Esterházy geriet in Fieber. Dann aber sprang er auf, seine Tischserviette in der Hand, und zwei ungarische Hausfreunde – Offiziere – schlossen sich ihm an. Sie stürzten fort an das Ufer und winkten mit den Servietten in der Richtung »fort von dem Zelt«. Aber die Bläser sahen nur eine kaiserliche Anerkennung in dem Winken und kamen blasend immer näher.

Gottlob, jetzt schweigen sie! – doch nein, nur eine Minute, und es ertönt (wohl alles zu Ehren Kaiser Wilhelms) wiederum das deutsche Volks-Soldaten-Lied! »Mor–gen–ro–ot! – Mor–gen–ro–ot!« klang es ganz langsam und noch lauter als vorher. »Der rechte Flügel«, schrie Baron Beck, den Zeigefinger heftig auf die Karte drückend, »steht bei Felsö-Galla.« »Leuch–test – mir–ir – zum frü–hen To–od«, blies das Quartett. Ich konnte mich nicht halten vor der Komik dieser Situation. »Der Becksche Parademarsch«, sagte ich zu Kaiser Franz Joseph ziemlich laut, um verstanden zu werden, »ist im Tempo etwas zu langsam genommen.«

Der alte Kaiser, dem die Situation nicht angenehm war, lachte auf diese Bemerkung zu meiner Freude. Kaiser Wilhelm aber, der meine ziemlich freche Bemerkung auch gehört hatte, verlor darüber ganz die Fassung, bückte sich vornüber und lachte, daß er sich schüttelte. Jetzt sah ich den Grafen Esterházy in ein kleines Boot springen, das in der Nähe lag. Ein ungarischer Bauer ruderte ihn, sich hin und her werfend, als hinge sein Leben davon ab. Im Mondschein sahen die beiden Insassen wie schwarze Silhouetten aus, nur die große weiße Serviette leuchtete hin und wieder hell auf, wenn der ganz verzweifelte Graf einen neuen Versuch machte, das Quartett zu bändigen.

Dann hörte man auf dem See fürchterlich schimpfen – und dann war alles still. Die Lampions verlöschten– es stand nur der weiße Mond über dem stillen See. »Meine Herren«, sagte der alte Kaiser laut mit ziemlich starker Betonung, »ich bitte um Ruhe.« Und, als habe Gott-Vater aus den Wolken gesprochen, so plötzlich entstand eine lautlose Stille. »Der rechte Flügel«, wiederholte nun Exzellenz Beck in ruhigem Ton, »steht bei Felsö, und ...« usw. (Es folgte der Kriegsplan.)

Graf Esterházy hatte sich leise wieder neben mir auf seinen Stuhl geschoben, und ich drückte ihm zulächelnd unter dem Tisch verständnisvoll die Hand. Er erwiderte den Druck, sah aber noch ganz erschüttert aus. Erst nachdem der alte Kaiser sich am Schluß des gewaltigen Kriegsplanes erhoben, der gesamten Gesellschaft eine Verbeugung gemacht und von Kaiser Wilhelm bis an seinen Wagen begleitet worden war, fand ich Gelegenheit, dem armen Grafen zu sagen, daß der Kaiser keineswegs ergrimmt gewesen, sondern sogar »gelächelt« habe, als das »Morgenro–ot« begonnen hatte. Ich könne ihm nur versichern, daß der reine Klang des Quartetts der Waldhörner auf dem Wasser geradezu entzückend gewesen sei.«

»Sie sind halt ein Musiker«, sagte der Arme wehmütig, »aber ich hatte mir die Sach' doch anders gedacht!« Kaiser Wilhelm winkte mir. Sein Wagen war vorgefahren, und ich sollte ihm noch im Schloß Vortrag halten. Aber sobald der Wagen davonrollte, brach er in ein lautes Gelächter aus. »Du bist doch ein unglaublicher Mensch«, rief er aus. »Daß du dem alten Herrn, der gar nicht wußte, was er angesichts der blasenden Gondel machen sollte, den »Beckschen Parademarsch« versetztest, hat mir beinahe einen Erstickungsanfall verursacht. Denn ich konnte doch nicht – sowieso schon mit dem Lachen ringend – neben dem alten Kaiser laut herausplatzen! – es war fürchterlich!« »Doch aber wunderschön«, erwiderte ich. »Denn solche Situationen wie der feierliche Kriegsrat vor dem obersten Kriegsherrn in Verbindung mit dem traurigen Morgenrot-Quartett, das Esterházy mit einer Serviette vergeblich im Mondschein von einem See verjagen will, schickt uns nur ein gütiger Gott. Ich werde dieses Ouartett niemals vergessen.«

»Ich auch nicht«, sagte der Kaiser.

[...] Esterházys baten mich, noch einige Tage zu bleiben. Aber das hätte noch gefehlt, den Armen nach diesen anstrengenden Tagen auf dem Halse sitzen zu wollen, während sie doch nur die Sehnsucht hatten, sich auf ihre Sofas zu legen und in Dankbarkeit, daß es nun zu Ende war, »Uff!« zu sagen. Ich fuhr mit dem Gefolge Kaiser Franz Josephs bis zu der Station Biczké, um bis zu der Ankunft Kaiser Wilhelms in Pest am 20. September bei meiner Freundin Fürstin Pauline Metternich in ihrem Schloß Bajna zu bleiben."