Nordkirchen
Geschichte
Die Grafen Esterházy de Galantha brachten neuen Wohlstand ins Dorf. Im Jahr 1833 heiratete die schöne Gräfin Maria von Plettenberg den ungarischen Grafen Nikolaus Franz Esterházy de Galantha.
Für die Nordkirchener Pfarrkirche stiftete der Graf einen neuen Hochaltar und zwei Seitenaltäre im "neuromanischen Stil" und erneuerte das Kreuz an der Kuhkampallee im Schloßpark. Der Sohn des Grafenpaares Nikolaus Esterházy de Galantha war Begründer eines erfolgreichen Pferdegestüts in Nordkirchen. "Graf Niki", so wurde er in Wien genannt, war der gelegentliche Begleiter der österreichischen Kaiserin "Sissi" bei ihren Ausritten in den Wiener Parks.
Der holländische Landschaftsmaler Johannes Franziscus Christ, der 1835 Nordkirchen besuchte, gibt uns einen anschaulichen Bericht vom Aussehen des damaligen Dorfes und Schlosses Nordkirchen. Er schreibt:
"Bald erreichten wir Nordkirchen, ein sehr wohlhabendes Dorf; beim Durchfahren sahen wir die große Kapelle (Kirche) und gingen dann in das Schloß der Grafen von Nordkirchen. Da es z. Zt. unbewohnt ist, konnten wir alles in Ruhe besichtigen. Wenn man eintritt, sieht man in der Halle eine schöne Gruppe in Marmor, die Ganymed darstellt (jetzt im Westfälischen Landesmuseum Münster). Ob sie freilich ein Werk von Canova war, wie man uns sagte, kann ich nicht beurteilen, da ich von diesem großen Meister nur ein kleines Tonmodell gesehen habe. Wir gingen dann durch viele Zimmer, zum Teil prächtig, zum Teil altmodisch möbliert. ln einigen waren die Verzierungen der Möbel aus massivem Silber, Kamine durch gedrehte und andere Säulen von schönstem Marmor getragen. Schwere Ringe waren auf kleinem Abstand an der Leiste befestigt, woran sich die am Feuer Stehenden festhalten konnten. Viele Räume waren mit Bildern aus der niederländischen und italienischen Schule behängt. Unter den zuerst genannten war ein sehr gutes Bild von Jan Steen, das einen Quacksalber auf der Kirmes darstellte. Außerdem befanden sich in der Sammlung gute Bilder von Rembrandt, A. van Ostade, D. van Bergen und eine sehr hübsche Hl. Familie in der Landschaft von Eyckhout. Dann wurde uns der gräfliche Schatz gezeigt, aus goldenem und silbernem Gerät, Edelsteinen und seltsamen altdeutschen Trinkgläsern, deren Inschriften, die das Interessanteste waren, ich leider vergaß aufzuschreiben."
Graf "Niki" Esterházy stiftete 1890 den ersten Kindergarten in Nordkirchen. Mit vielen guten Ratschlägen suchte er vor allem die Handwerker zu unterstützen.
Graf Nikolaus Esterhazy starb kinderlos im Jahre 1897. Sein Vetter (2ten Grades über Miklós Esterházy (1775 - 1856)), Graf Moritz von Esterhazy, war der Erbe. Nach dessen Tod im Jahre 1900 trat sein minderjähriger Sohn Paul das Erbe an. Dessen Mutter, Gräfin Paula geb. Stockum, verkaufte 1903 den Nordkirchener Besitz.