Würdigung im österreichischen Parlament

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PARLAMENTSKORRESPONDENZ/OR/07.03.1996/Nr. 94

Wien (PK) - Am 8. März 1957 starb in einem Gefängnis im mährischen Mirov Graf Janos Esterhazy im Alter von 56 Jahren an den Folgen einer langen Haftstrafe in der Tschechoslowakei und in Sibirien. Der christliche Politiker hatte sein Leben dem Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der ungarischen Minderheit in der Tschechoslowakei und in der Slowakei gewidmet und dafür Verfolgung, Verurteilung und Zwangsarbeit erlitten. Er gilt als ein Held im Kampf um die Menschenrechte und als Märtyrer dieses Jahrhunderts.

Bundesratsvizepräsident Universitätsprofessor Dr. Herbert SCHAMBECK präsentierte heute aus Anlass des 95. Geburtstages von Janos Esterhazy gemeinsam mit Alice ESTERHAZY-MALFATTI, der Tochter Janos Esterhazys, im Parlament ein Buch des ungarischen Autors Gabor Szent- Ivany über den Politiker, das 1995 im Böhlau Verlag erschienen ist.


Dr. SCHAMBECK begrüsste ein zahlreiches Publikum mit prominenten Vertretern des In- und Auslandes, darunter Bundesratspräsident Johann Payer, den Apostolischen Nuntius Erzbischof DDr. Donato Squicciarini, den Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums Simon Wiesenthal und Mitglieder der Familie Esterhazy. In seinen Ausführungen gedachte Schambeck der tragischen Schicksale der Minderheiten auf dem Gebiet der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie und würdigte vor diesem Hintergrund Graf Janos Esterhazy als einen grossen Europäer, der durch sein Eintreten für die Wahrung der Menschenrechte und mit seinem Leidensweg ein Glaubenszeugnis abgelegt hat.


Vizekanzler a.D. Dr. Alois MOCK zitierte den Satz Pascals, wonach Macht ohne Recht Tyrannei, Recht ohne Macht aber lächerlich sei, und stellte fest, dass blosse Konzepte für den Schutz nationaler Minderheiten nicht ausreichen, wenn eine glaubwürdige Praxis fehle. Daher gehe es darum, die beiden Europaratsabkommen für den Schutz der Minderheiten in der Realität umzusetzen. Janos Esterhazy als ein Politiker, der den Grundsatz der Glaubwürdigkeit mit letzter Konsequenz in die Tat umgesetzt hat, sei dabei ein Vorbild.


Der Präsident der Akademie der Wissenschaften in Ungarn, Universitätsprofessor Dr. Domokos KOSARY befasste sich mit der Minderheitenproblematik vor dem Hintergrund der europäischen Integration und plädierte nachdrücklich für den Beitritt der neuen Kleinstaaten Ostmitteleuropas zur Europäischen Union. Dies setze aber nicht nur die Überwindung rückständiger Wirtschaftsstrukturen, sondern auch die Überwindung des Ultranationalismus und eine Lösung der Minderheitenprobleme voraus.


Alice ESTERHAZY-MALFATTI rief die kleinen Nationen in Mitteleuropa dazu auf, einander im Geiste der Moral, der Solidarität und der politischen Weitsicht, für die ihr Vater ein Symbol sei, die Hände zu reichen, und zitierte aus einer Parlamentsrede Janos Esterhazys aus dem Jahr 1940: "Wir alle, die wir im Donaubecken leben, welcher Nation wir auch immer angehören, müssen eine wichtige politische Mission erfüllen, indem wir all das suchen, was uns einander näherbringt, denn damit dienen wir am besten dem Frieden Mitteleuropas."


Namens des Böhlau Verlages ging Dr. Eva REINHOLD-WEISZ auf den bereits verstorbenen Autor Gabor Szent-Ivany ein, der, 1919 aus Oberungarn vertrieben, jahrelang das "Waggonleben" heimatloser Ungarn geteilt hatte. Im US-amerikanischen Asyl hatte er sich historischen und politischen Forschungen gewidmet, zuletzt war er als Berater der Regierung Antall tätig gewesen.