Votiftafel: Unterschied zwischen den Versionen

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== Votivtafel eines Esterházy Husaren ==
 
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Warum ist diese Votivtafel (1) so interessant ? - Die Tafel stammt von einem Leibhusaren des Fürsten Esterhazy. In der abgelegenen Wallfahrtskirche Lengenbach in der Gemeinde Deining ist dies schon ein bemerkenswertes Detail. Zumal die heutige Kirche erst 1757 gebaut wurde und diese Tafel noch aus einer Zeit stammt, da sich dort nur eine Martersäule mit Eremitage befand. In welchem Zusammenhang hat es den Husaren dorthin verschlagen?  
 
Warum ist diese Votivtafel (1) so interessant ? - Die Tafel stammt von einem Leibhusaren des Fürsten Esterhazy. In der abgelegenen Wallfahrtskirche Lengenbach in der Gemeinde Deining ist dies schon ein bemerkenswertes Detail. Zumal die heutige Kirche erst 1757 gebaut wurde und diese Tafel noch aus einer Zeit stammt, da sich dort nur eine Martersäule mit Eremitage befand. In welchem Zusammenhang hat es den Husaren dorthin verschlagen?  
[[Bild:husar_votivtafel.jpg|thumb|240px|Votivtafel von Johannes Wenzeslaus Vogel ]]
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Folgender Auszug (2) hilft sich in die Lage des Husaren zu versetzten, die Ihn dazu bewogen haben mag, diese Votivtafel irgendwann zwischen der ersten Septemberwoche und dem 1. Oktober 1744 in Auftrag zu geben:
 
Folgender Auszug (2) hilft sich in die Lage des Husaren zu versetzten, die Ihn dazu bewogen haben mag, diese Votivtafel irgendwann zwischen der ersten Septemberwoche und dem 1. Oktober 1744 in Auftrag zu geben:
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<blockquote>Doch schon zwei Wochen später änderte sich die Kriegslage grundlegend: Preußen eröffnete am 15. August 1744 erneut den Krieg und marschierte mit 72.000 Mann in zwei Angriffskeilen in Böhmen und Mähren ein. Der überraschende Angriff Friedrich des Großen machte es sofort dringend notwendig, so rasch wie möglich die Armee Karl v. Lothringens aus dem Elsaß heraus nach Osten zu bringen. Die Husaren-Korps bekamen die Aufgabe, diesen Rückzug, der mit Hast und steigender Konfusion durchgeführt wurde, zu decken. Dies war umso schwieriger, als die Franzosen neue Truppen ins Elsaß gebracht hatten und nun alle Kraft anwandten, die zurückgehenden Truppen von den Rheinbrücken abzuschneiden. Nachdem die Brücke bei Drusenheim sehr bald verloren ging, mußte unbedingt wenigstens jene bei Beinheim gehalten werden. Die Husaren und Panduren des Obersten Franz Freiherr v. Trenck versuchten verzweifelt im Hagenauer Forst und bei Soufflenheim Verteidigungslinien gegen eine wachsende Übermacht des Feindes zu halten. Für die letzten Einheiten mündete der Rheinübergang in eine Katastrophe. Der französische Marschall Noailles berichtet: "Man behauptet, daß von den 32 österreichischen Grenadier-Kompanien nur 11 Grenadiere über die Brücke entkommen sind. Der Rest aber teils im Gefecht gefallen, teils gefangen, teils auf der Flucht in den umliegenden Wäldern zerstreut ist. Man versichert mir, daß Reiter, Soldaten und Husaren auf der Flucht über die Brücke in den Rhein gestürzt seien, und daß die Truppen selbst einen Teil des Privatgepäcks des Prinzen Karl in den Strom geworfen haben. So groß war die Verwirrung und Unordnung in der Armee".
 
<blockquote>Doch schon zwei Wochen später änderte sich die Kriegslage grundlegend: Preußen eröffnete am 15. August 1744 erneut den Krieg und marschierte mit 72.000 Mann in zwei Angriffskeilen in Böhmen und Mähren ein. Der überraschende Angriff Friedrich des Großen machte es sofort dringend notwendig, so rasch wie möglich die Armee Karl v. Lothringens aus dem Elsaß heraus nach Osten zu bringen. Die Husaren-Korps bekamen die Aufgabe, diesen Rückzug, der mit Hast und steigender Konfusion durchgeführt wurde, zu decken. Dies war umso schwieriger, als die Franzosen neue Truppen ins Elsaß gebracht hatten und nun alle Kraft anwandten, die zurückgehenden Truppen von den Rheinbrücken abzuschneiden. Nachdem die Brücke bei Drusenheim sehr bald verloren ging, mußte unbedingt wenigstens jene bei Beinheim gehalten werden. Die Husaren und Panduren des Obersten Franz Freiherr v. Trenck versuchten verzweifelt im Hagenauer Forst und bei Soufflenheim Verteidigungslinien gegen eine wachsende Übermacht des Feindes zu halten. Für die letzten Einheiten mündete der Rheinübergang in eine Katastrophe. Der französische Marschall Noailles berichtet: "Man behauptet, daß von den 32 österreichischen Grenadier-Kompanien nur 11 Grenadiere über die Brücke entkommen sind. Der Rest aber teils im Gefecht gefallen, teils gefangen, teils auf der Flucht in den umliegenden Wäldern zerstreut ist. Man versichert mir, daß Reiter, Soldaten und Husaren auf der Flucht über die Brücke in den Rhein gestürzt seien, und daß die Truppen selbst einen Teil des Privatgepäcks des Prinzen Karl in den Strom geworfen haben. So groß war die Verwirrung und Unordnung in der Armee".
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#Freundlicherweise von Herrn Ingmar Nowak fotografiert und zur Verfügung gestellt.  
 
#Freundlicherweise von Herrn Ingmar Nowak fotografiert und zur Verfügung gestellt.  
#"Unser Leben und Blut für die Königin..." Das Husaren-Regiment Fürst Paul Anton Esterházy 1741 - 1763 , Gerald Schlag, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland (WAB) Band 101, Eisenstadt 1999
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#"Unser Leben und Blut für die Königin..." Das Husaren-Regiment Fürst Paul Anton Esterházy 1741 - 1763 , Gerald Schlag, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland (WAB) Band 101, [[Eisenstadt]] 1999

Aktuelle Version vom 16. April 2016, 14:26 Uhr

Votivtafel eines Esterházy Husaren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Votivtafel von Johannes Wenzeslaus Vogel

Warum ist diese Votivtafel (1) so interessant ? - Die Tafel stammt von einem Leibhusaren des Fürsten Esterhazy. In der abgelegenen Wallfahrtskirche Lengenbach in der Gemeinde Deining ist dies schon ein bemerkenswertes Detail. Zumal die heutige Kirche erst 1757 gebaut wurde und diese Tafel noch aus einer Zeit stammt, da sich dort nur eine Martersäule mit Eremitage befand. In welchem Zusammenhang hat es den Husaren dorthin verschlagen?

Folgender Auszug (2) hilft sich in die Lage des Husaren zu versetzten, die Ihn dazu bewogen haben mag, diese Votivtafel irgendwann zwischen der ersten Septemberwoche und dem 1. Oktober 1744 in Auftrag zu geben:


Doch schon zwei Wochen später änderte sich die Kriegslage grundlegend: Preußen eröffnete am 15. August 1744 erneut den Krieg und marschierte mit 72.000 Mann in zwei Angriffskeilen in Böhmen und Mähren ein. Der überraschende Angriff Friedrich des Großen machte es sofort dringend notwendig, so rasch wie möglich die Armee Karl v. Lothringens aus dem Elsaß heraus nach Osten zu bringen. Die Husaren-Korps bekamen die Aufgabe, diesen Rückzug, der mit Hast und steigender Konfusion durchgeführt wurde, zu decken. Dies war umso schwieriger, als die Franzosen neue Truppen ins Elsaß gebracht hatten und nun alle Kraft anwandten, die zurückgehenden Truppen von den Rheinbrücken abzuschneiden. Nachdem die Brücke bei Drusenheim sehr bald verloren ging, mußte unbedingt wenigstens jene bei Beinheim gehalten werden. Die Husaren und Panduren des Obersten Franz Freiherr v. Trenck versuchten verzweifelt im Hagenauer Forst und bei Soufflenheim Verteidigungslinien gegen eine wachsende Übermacht des Feindes zu halten. Für die letzten Einheiten mündete der Rheinübergang in eine Katastrophe. Der französische Marschall Noailles berichtet: "Man behauptet, daß von den 32 österreichischen Grenadier-Kompanien nur 11 Grenadiere über die Brücke entkommen sind. Der Rest aber teils im Gefecht gefallen, teils gefangen, teils auf der Flucht in den umliegenden Wäldern zerstreut ist. Man versichert mir, daß Reiter, Soldaten und Husaren auf der Flucht über die Brücke in den Rhein gestürzt seien, und daß die Truppen selbst einen Teil des Privatgepäcks des Prinzen Karl in den Strom geworfen haben. So groß war die Verwirrung und Unordnung in der Armee".

Auch das Regiment Esterházy, das am 23. August den Rhein überschritt, dürfte bei diesem Rückzug arg gelitten haben. Bei dem aufreibenden Marsch über 600 km quer durch Süddeutschland verlor man viele Pferde, die man teilweise an die Artillerie abgeben mußte, um nicht wertvolles Geschütz zurücklassen zu müssen. In der ersten Septemberwoche erreichte man die Reichsstadt Donauwörth. Hier wurden zwei Kompanien des Regiments bei General Trips zurückgelassen, der mit 400 Panduren des Bataillons Prodanovich die Stadt gegen die langsam nachfolgenden Kaiserlich-bayrischen und französischen Truppen halten sollte. Als letztere in der Nacht zum 2. Oktober überraschend angriffen und in die Stadt eindrangen, mußten sie - nach einigen Straßenkämpfen, bei denen die Husaren einen Toten und mehrere Verwundete zu beklagen hatten - fluchtartig den Rückzug antreten. Nachdem sie die Donaubrücke verbrannten, wichen sie über den Lech nach Rain zurück und folgten wenige Tage später der Armee nach Böhmen.

Schlecht verpflegt und demoralisiert hatte inzwischen das Gros des Regiments mit weniger als 300 berittenen und kampffähigen Husaren am 1. Oktober bei Waldmünchen die Grenze nach Böhmen überschritten. Hier wurde es gleich in den Kampf gegen die bereits tief nach Südböhmen vorgedrungenen Preußen geworfen.

Das Regiment war also zwischen der ersten Septemberwoche und dem 1. Oktober auf dem Rückzug vom Elsaß nach Böhmen irgendwo zwischen Donauwörth und Waldmünchen in Lengenbach stationiert. Die Erwartung des Zusammentreffens mit den Preußen muss Johannes Wenzeslaus Vogel dazu bewogen haben eine Votivtafel mit folgender Unterschrift anfertigen zu lassen:

Anno 1744 Verlobt sich Johannes Wenzeslaus Vogel unter den Löblichen Regiment Ihro fürstliche gnaden Esterhazy Leibhusar aus Ungarland gebürtig. Gott der allerhöchste sey im hier gnädig und dort barmherzig.

Anhang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freundlicherweise von Herrn Ingmar Nowak fotografiert und zur Verfügung gestellt.
  2. "Unser Leben und Blut für die Königin..." Das Husaren-Regiment Fürst Paul Anton Esterházy 1741 - 1763 , Gerald Schlag, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland (WAB) Band 101, Eisenstadt 1999